Der
letzte Blog-Beitrag, der sich der Analyse des sogenannten Trollens widmete,
wurde am 6. Dezember 2012 veröffentlicht. Acht Tage später bekam eine Passage
des Textes „Kontingenz, Kritik und das Internet“ unerwarteterweise eine
traurige Aktualität:
„Es kann zwar vermutet werden, dass es sich bei den meisten Trollen um
Personen handelt, die sich aufgrund ihrer strengen moralischen, politischen
oder religiösen Ansichten mehr oder weniger selbst isoliert haben. Trotzdem
sollte man sich darüber im Klaren sein, was es bedeutet, wenn eine Person mit
einer derartig hohen Aufladung an negativen Emotionen wieder in die Lebenswelt
anderer Menschen einbricht. Durch das Mobbing via Internet kann man eine vage
Ahnung davon bekommen. Das Spektrum reicht wahrscheinlich von Mobbing über
Stalking bis tätlichen Angriffen, Terror und im schlimmsten Fall Amokläufen.“
Die Rede ist vom Amoklauf
des zwanzigjährigen Adam Lanza in der Stadt Newton im US-Bundesstaat
Connecticut am 14. Dezember 2012. Über die Motive von Adam Lanza rätselt man
bis heute.
Die im Troll-Text
implizit enthaltene These lautete, dass es sich bei Amokläufen ebenso wie beim
Trollen um eine Folgeerscheinung von sozialen Exklusionsprozessen handelt. Ausgehend
von einer interaktionstheoretischen Perspektive wurde versucht das Muster
sozialer Prozesse zu beschreiben, die Menschen dazu treibt Situationen mit
face-to-face-Kontakten zu meiden, welche psychologischen Folgen diese sozialen
Exklusionsprozesse auf die betroffenen Menschen haben und wie sich diese
psychologischen Folgen wieder in Kommunikationsprozessen bemerkbar machen.
Amokläufe sind die extremste Form in der sich soziale Entfremdung ausdrückt. Um
solche tragischen Ereignisse künftig verhindern zu können, gilt es die Ursachen
dafür zu identifizieren. Erklärungsangebote gibt es einige. So wurden wenig
überraschend wieder die Ego-Shooter für solche Taten verantwortlich gemacht.
Ebenso erwartbar wurde auch die laxe Waffengesetzgebung der USA genannt. Aber
es gab auch einen neuen Erklärungsansatz der in der fehlenden
Krankversicherungspflicht die Ursache für Amokläufe sieht, weil auf diese Weise
vielen US-amerikanischen Staatsbürgern die Möglichkeit genommen wird benötigte
psychologische Hilfe in Anspruch zu nehmen.